Die Andlersche Formel: Effiziente Bestellmengenberechnung in der Materialwirtschaft
Die Andlersche Formel, auch als „Andler-Formel“ oder „wirtschaftliche Bestellmenge“ bekannt, ist ein bewährtes Modell der Materialwirtschaft, das es ermöglicht, die optimale Bestellmenge für Lagerbestände zu berechnen.
Diese Formel stammt von dem deutschen Ingenieur und Ökonom Hans Andler, der das Konzept entwickelt hat, um die Lager- und Beschaffungskosten eines Unternehmens zu minimieren.
Funktionsweise und Ziel der Andlerschen Formel
Die Andlersche Formel zielt darauf ab, die Bestellmengen so zu optimieren, dass die Gesamtkosten für Lagerhaltung und Bestellung minimiert werden.
Das Hauptziel ist die Ermittlung einer Bestellmenge, bei der sich die anfallenden Kosten für Lagerung und Bestellung im Gleichgewicht befinden.
Die Formel lautet:Q=2⋅D⋅KbKlQ = \sqrt{\frac{{2 \cdot D \cdot K_b}}{{K_l}}}Q=Kl2⋅D⋅Kb
Dabei steht:
- QQQ für die optimale Bestellmenge,
- DDD für die jährliche Nachfrage in Stück,
- KbK_bKb für die Bestellkosten pro Bestellung,
- KlK_lKl für die Lagerkosten pro Einheit und Jahr.
Die Formel basiert auf dem Annahme-Modell, dass der Bedarf über den betrachteten Zeitraum konstant bleibt und dass Bestellungen sofort ausgeführt werden können.
Beispiel für die Berechnung
Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, das im Jahr 10.000 Einheiten eines Produkts benötigt. Die Bestellkosten pro Bestellung betragen 100 Euro, während die Lagerkosten pro Einheit und Jahr bei 5 Euro liegen.
Mit der Andlerschen Formel berechnet sich die optimale Bestellmenge wie folgt:Q=2⋅10.000⋅1005=2.000.0005=400.000=632.46Q = \sqrt{\frac{{2 \cdot 10.000 \cdot 100}}{{5}}} = \sqrt{\frac{{2.000.000}}{{5}}} = \sqrt{400.000} = 632.46Q=52⋅10.000⋅100=52.000.000=400.000=632.46
Das Unternehmen sollte also rund 632 Einheiten pro Bestellung ordern, um die Gesamtkosten zu minimieren.
Die Bestandteile der Andlerschen Formel im Detail
- Jährliche Nachfrage (D): Dieser Wert beschreibt die jährlich benötigte Menge eines bestimmten Produkts. Eine präzise Schätzung der Nachfrage ist essentiell, da sie direkt in die Formel einfließt und so die Bestellmenge beeinflusst.
- Bestellkosten (K_b): Diese Kosten umfassen alle Aufwendungen, die mit der Durchführung einer Bestellung verbunden sind. Dazu zählen beispielsweise Verwaltungs- und Transportkosten. Je niedriger die Bestellkosten, desto häufiger können kleinere Bestellungen aufgegeben werden, ohne dass die Gesamtkosten erheblich ansteigen.
- Lagerhaltungskosten (K_l): Diese beinhalten sämtliche Kosten, die für die Lagerung einer Einheit pro Jahr anfallen, wie Miete für Lagerflächen, Versicherungskosten oder Kosten für Verderb und Verlust. Höhere Lagerkosten führen zu einer kleineren optimalen Bestellmenge, da es kostspieliger ist, große Mengen zu lagern.
Vorteile der Andlerschen Formel
Die Andlersche Formel bietet verschiedene Vorteile für Unternehmen und ist daher ein beliebtes Werkzeug zur Bestellmengenplanung:
- Kostenoptimierung: Die Formel minimiert die Gesamtkosten für Bestellung und Lagerhaltung und hilft Unternehmen, Ressourcen effizient einzusetzen.
- Einfache Anwendung: Mit nur drei Variablen kann die Formel unkompliziert in der Praxis angewendet werden, wenn die nötigen Parameter vorliegen.
- Bestandskontrolle: Durch eine gut kalkulierte Bestellmenge kann das Unternehmen einen optimalen Lagerbestand sicherstellen und das Risiko von Überbeständen und Engpässen reduzieren.
Grenzen und Annahmen der Andlerschen Formel
Trotz der Vorteile hat die Andlersche Formel auch einige Einschränkungen und setzt bestimmte Annahmen voraus:
- Konstanter Bedarf: Die Formel geht davon aus, dass der Bedarf konstant ist und keine saisonalen Schwankungen auftreten. In der Praxis variiert die Nachfrage jedoch häufig, was die Anwendbarkeit einschränkt.
- Sofortige Verfügbarkeit: Es wird angenommen, dass Bestellungen sofort verfügbar sind, ohne dass Lieferzeiten eine Rolle spielen. Tatsächlich haben jedoch Lieferzeiten Einfluss auf die Lagerhaltung und die Planung.
- Keine Rabatte: Die Andlersche Formel ignoriert potenzielle Mengenrabatte, die durch größere Bestellmengen erzielt werden könnten.
Fazit: Bedeutung und Einsatz der Andlerschen Formel in der Praxis
Die Andlersche Formel ist ein bewährtes Modell für Unternehmen, um eine Balance zwischen Bestell- und Lagerkosten zu finden und eine wirtschaftliche Bestellmenge zu ermitteln. Gerade in Bereichen mit konstantem Bedarf und standardisierten Prozessen, wie in der Produktion oder im Einzelhandel, bietet sie eine solide Grundlage zur Kostenoptimierung.
Dennoch sollten Unternehmen stets die zugrunde liegenden Annahmen und Rahmenbedingungen prüfen und alternative Modelle in Betracht ziehen, wenn saisonale Schwankungen oder Lieferzeiten berücksichtigt werden müssen.
Die Andlersche Formel bleibt jedoch ein klassisches und wertvolles Instrument der Lager- und Materialwirtschaft, das sich trotz gewisser Annahmen und Einschränkungen in vielen Unternehmen bewährt hat.